- Geschichten, die das Herz ergreifen - Ulla Konold erzählt Märchen aus Indien im DHT
- Bruno Neumann, Fränkischer Tag - 28. März 2007
- Das "Dehnberger Hoftheater" im Dorf Dehnberg bei Lauf entstand in einem aufgelassenen Bauernhof, den der Musikwissenschaftler Wolfgang Riedelbauch kaufte und in einen Theaterbetrieb umwandelte. Ausgefallenes für die Bühne, von der Oper angefangen bis hin zu kabarettistischen Abenden, wird dort seit drei Jahrzehnten geboten. Die Nürnberger Künstlerin Ulla Konold, die sich vorwiegend auf Märchen spezialisierte, hat dort mit ihren Programmen ein Stammpublikum um sich versammelt. Die exzellente Erzählerin mit der wohlklingenden Stimme vermittelt die Sphären der Märchen ohne äußeren Aufwand. Lediglich Blüten und Kerzen unterstützen die Stimmungen, die Ulla Konold auf der kleinen Bühne des Scheunentheaters zaubert. Mit ihrem Programm "Indien-Zauberland-Märchenland" begab sich die Künstlerin auf neue Märchenpfade. Mit drei Geschichten altindischer Volksweisheit ergreift sie die Herzen ihrer Zuhörer. Neu sind nicht nur die Märchen, die erklingen, sondern neu ist auch der akustische Hintergrund: Der Virtuose Surendra untermalt die Handlung der Märchen mit seiner Meditationsmusik auf der Sitar und Surbahar, dem siebensaitigen Instrument.
Surendras Musik aus uraltem Klangfundus führt die Hörer einerseits zur Sammlung sowie auf andere Weise, je nach Handlung der Geschichten, mit dramatischen Effekten zur Steigerung der Spannung. Mit Ulla Konolds reicher Gestik und der Fülle ihrer Sprachmusik entstehen nahezu musikdramatische Szenen, die immer bestimmt sind vom Flair der Liebe.
Das Märchen von jenem Mann, der sich auf den Weg macht um sein Schicksal zu suchen und dabei andern ebenfalls zum Lebenssinn verhilft, zieht bilderreich vorüber. Am Ende sind die Hörer fasziniert von der Lehre, die erteilt wird. Was wir tun, immer kommt es zurück.
Die verstrickte Geschichte von der Rosenfürstin, die durch Intrigen hintergangen wird, am Ende jedoch durch die Liebe zum Sieg kommt, verwebt uraltes Kultgut und Lebenserfahrung zu dramatischer Handlung.
Gleichermaßen bezaubernd und tiefenpsychologisch aufbauend lässt Ulla Konold das Märchen vom Herrscher von Madras und seiner Tochter Sawidri vorüberziehen. Es ist ein Feilschen und Betteln um das Leben des Geliebten, den der Todesbote fristgemäß abrufen will. Zwischen Leben und Traum ereignen sich die Stufen dieser Liebesgeschichte, die wunderbar endet. Und dazu immer die singenden Saitenklänge des sensiblen Solisten Surendra, der das weit entfernte Indien mit seinen Geheimnissen akustisch in die Nähe der Zuhörer bringt.
Die sprachliche Leistung der Künstlerin erlahmt nicht.
Von Beginn bis zum Ende - es vergehen dabei zwei Stunden - bleibt sie konzentriert. Immer das Publikum und sein geistiges Erleben im Auge, entführt Ulla Konold in andere Welten. Dass sie dazu kaum Staffagen und Kulissen benötigt, sondern nur mit Wort und Gestus fasziniert, ist ein herzergreifendes Märchenwunder.
Zurück zur Übersicht